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Xo, xo….Gossip girl – Warum lästern wir so gern?

2024, von Hannah

Die Serie „Gossip Girl“ sollte den meisten bekannt sein. Die Dramen der superreichen Elite New Yorks hat viele junge Mädchen zu Serienjunkies gemacht. Und das nicht nur zu Beginn der inzwischen 6 Staffeln umfassenden US-amerikanischen Fernsehserie. Bis heute scheinen einigen Serenas neuer Lover und Blairs rachsüchtige Intrigen wichtiger zu sein, als ein paar Stunden Schlaf. Und während wir uns vergnügt der größtenteils schlechten Qualität und der unrealistischen Drehbuchgeschichten durchaus bewusst sind, lässt sich unsere Faszination für das Leben wildfremder Menschen nicht leugnen. Filme, Serien und Klatschpresse erzählen von menschlichen Abgründen, Schicksalsschlägen und Liebesdramen. Und wir lieben es, wenn die Affären skandalöser und die folgenden Trennungen schmutziger werden. Denn verglichen mit unseren Lieblingsserien erscheint unser Leben doch ganz schön langweilig. In der Sicherheit des eigenen Zimmers sehnen wir uns nach ein wenig Abenteuer, ohne selbst Opfer von Leid, Drama und Herzschmerz zu werden. Nur kurz den Laptop anschalten und schon bieten dir sämtliche Streamingdienste kleine Fluchten aus deinem gefühlt eintönigen Leben. Doch der Klatsch über Berühmtheiten ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir alle lästern noch viel lieber über unser direktes Umfeld. Du machst das nicht? Du bist immun gegen die Geschichten über andere? Bist du da sicher? Dich würde doch der Seitensprung der einen Lehrerin mit dem Sportlehrer im letzte Jahr viel mehr interessieren, als irgendein Schauspieler, der jetzt schon die vierte Frau heiratet, oder nicht? Die meisten können sich sicher noch erinnern, dass wir als Schülerzeitung im letzten Jahr eine Tellonym-Rubrik hatten. Doch so schnell wie die Begeisterung in der Schülerschaft aufkam, genauso schnell eskalierten die anonymen Behauptungen. Es kursierten die krassesten Gerüchte und wir alle waren erschrocken über die Auswirkungen. Wenig später wurde die Aktion unsererseits beendet. Dadurch wurde nochmals bestätigt, welches Ausmaß das obsessive Tratschen in unserer Gesellschaft nehmen kann. Und nach meiner Meinung, gibt es dafür klare Gründe: Am ersichtlichsten ist sicher die Tatsache, dass man den Beschuldigten bloßstellen oder verletzen will. Zahllose Male wurde uns gezeigt, wie schnell ein Gerücht die Runde machen kann. Kaum hat sich Ben von Sophia getrennt, redet die ganze Schule darüber, dass sie ihn schon seit Wochen mit seinem besten Freund betrügt. Ob nun wahr oder nicht spielt keine Rolle – wir sind junge, beeinflussbare Menschen und glauben dem Gerede nur zu gern, weil wir Sophia sowieso noch nie gemocht haben. Oder wir verbreiten weiter, weil wir glauben nichts Interessanteres beitragen zu können. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge. Ähnlich wie beim Spiel „Stille Post“ werden Teile des Ganzen vergessen, hinzugedichtet und am Ende weiß niemand so richtig, was eigentlich vorgefallen ist, doch jeder erzählt munter weiter. Unser Gehirn liebt Geschichten, die Fakten werden fantasievoll aufgehübscht und Lücken oder Widersprüche mit interessanten Erfindungen gefüllt. Da es immer über Andere geht, brauchen wir keine negativen Folgen für uns selbst zu fürchten. Doch ist das wirklich so? Sind wir nicht ebenso betroffen, wenn wir uns beteiligen? Scheint es so weit entfernt, dass die anderen in gleicher Weise über uns tratschen? Eigentlich sollten wir es besser wissen. In der Schule werden wir immer wieder zu vertrauenswürdigen Quellen belehrt. Doch während wir dies bei schulischen Ausarbeitungen ordentlich einhalten und beherrschen, ist es beim Tratschen in den meisten Fällen schwierig, uns zu bremsen. Und ungeachtet des Wahrheitsgrades muss meine beste Freundin natürlich über die Gründe der Trennung von Mitschülern Bescheid wissen. Was würde eigentlich passieren, wenn wir aus diesem Verhalten aussteigen? Worüber würden wir sprechen, wenn wir konsequent aufhören, über andere zu reden? Was bleibt dann noch? Und was verpassen wir? Und keine Angst, wir alle driften unweigerlich wieder in die Klatsch- und Tratsch-Falle. Dann versucht doch mal auf einem dieser Wege wieder herauszufinden: Gibt es guten Klatsch? Erzählt auch die grandiosen Erfolge eurer Mitmenschen und die wundervollen Momente eines glücklichen Paares weiter. Könnt ihr euch mit den Betroffenen freuen, statt über sie zu lachen? Mal ehrlich, die Liebe ist kompliziert und aufregend und nervig und manchmal zum Verzweifeln. Da verdient es doch auch Mitgefühl und Verständnis, wenn Zwei feststellen, dass sie es nicht gemeinsam hinkriegen. Desto mehr Respekt für jeden, der unverzagt weiter den Versuch startet, denjenigen zu finden, der sein Herz zum Strahlen bringt. Missgeschicke sind natürlich ein gefundenes Fressen für Schadenfreude. Gleichzeitig sind wir alle schon mal fast an den Zaun gefahren, da brauchen wir gar nicht die Fehler anderer zu verbreiten, denn wir sind froh und dankbar, dass es für uns so glimpflich ablief.