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Wer war eigentlich…?

2023, von Sophie

 

Die Frau, die um ihren Nobelpreis betrogen wurde?  

Die Geschichte der Lise Meitner beginnt im November des Jahres 1878. Geboren wurde sie in Wien, als Tochter der jüdischen Eltern Philipp Meitner und Hedwig Meitner-Skovran. 

Dadurch, dass ihr Vater Rechtsanwalt war, konnte sich die Familie für ihre Kinder einen Privatlehrer leisten, der Lise früh schon mit der Mathematik in Berührung brachte.  

Ihre Leidenschaft für Physik verstärkte sich in ihrem Studium, in welchem sie an zahlreichen Physik- und Mathematikseminaren teilnahm, obwohl sie jedoch Philosophie studierte. Auch die Chemie hatte es ihr angetan und besonders begeisterte sie sich für die Radioaktivität, die sie in ihrer Karrierelaufbahn noch weiter begleiten sollte. Als zweite Frau bekam sie 1906 dann ihren Doktortitel in Physik verliehen und stellte sich gegen die vorherrschenden Klischees, dass nur Männer in der Physik bestehen können.  

1907 verschlug es sie nach Berlin, wo sie bei einer Vorlesung von Max Planck (ein Physiker auf dem Gebiet der theoretischen Physik) auf den Chemiker Otto Hahn traf. Lise war begeistert von den physikalischen Errungenschaften und wollte selber forschen. Doch das stelle ein Problem dar, da Frauen in der Uni Berlin nicht mal als Studentinnen zugelassen wurden, da dies ein Verbot im ehemaligen Preußen war. Nur Otto Hahn ließ sich auf eine Zusammenarbeit mit ihr ein und Lise Meitner forschte weiter in einer kleinen Holzwerkstatt im Chemischen Institut an der Radioaktivität von Teilchen.  

Vor der Einführung des Frauenstudiums 1909 durfte Lise von den anderen Studierenden nicht gesehen werden, da es verpönt war. Sie musste das Gebäude durch einen Hintereingang betreten. Sie bekam kein Geld für ihre Arbeit und wurde nur durch ihren nicht zu stillenden Wissensdurst angetrieben. Durch die Erfolge der Forschungen von Hahn und Meitner in der Physik wurden sie schnell bekannt, und Lise erfüllte sich einen Kindheitstraum und lernte ihr Idol Marie Curie kennen, die eine der bedeutendsten Chemikerinnen/Physikerinnen ihrer Zeit war.  

Ein weiterer Erfolg für sie war die eigene Leitung der radiophysikalischen Abteilung im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, wo sie selbst zum Vorbild für viele junge Frauen wurde. Durch ihre Habilitation 1922 wurde sie in Berlin zur ersten deutschen Physikerin für Kernphysik ernannt und erreichte damit enormes Ansehen unter den Wissenschaftlern. Ihr Höhenflug wurde jedoch gebremst durch die Vorherrschaft der Nazis, da diese Meitners jüdische Herkunft verachteten und sie schlussendlich in`s Exil nach Stockholm gehen musste. Den Umständen entsprechend konnte sie nur bedingt an ihren Forschungen mit Hahn über die Radioaktivität weiterarbeiten, sendete ihm aber weiter wissenschaftliche Anregungen per Post. Nur wenige Monate nach ihrer Flucht gelang es Hahn, in Berlin das Unmögliche möglich zu machen. Atomkerne zu spalten, die als unspaltbar galten. Das Phänomen der Kernspaltung ist die Grundlage zum Bau der Atombombe, welche die Geschichte der Welt noch verändern sollte. Sofort berichtete Hahn Meitner von seinen Entdeckungen in einem Brief, welchen Lise nutzte, um eine physikalisch-theoretische Deutung zu formulieren.  

Jahre lange Arbeit der beiden Wissenschaftler hatte sich endlich ausgezahlt, und man müsste denken, dass diese auch belohnt werden sollte. Doch den Nobelpreis erhielt 1946 nur Otto Hahn und Lise Meitners Arbeiten und Mitwirken wurden nicht einmal erwähnt. Lise Meitner wurde zwar für andere Preise vorgeschlagen und nominiert, doch starb im Oktober 1968 ohne einen eigentlich rechtmäßig verdienten Nobelpreis. Dieses Schicksal traf nicht nur Lise Meitner zu der Zeit, sondern noch viele weitere ambitionierte Wissenschaftlerinnen, die die Geschichte mit ihren wissenschaftlichen Forschungen verändert haben und die wir heute in Erinnerung behalten sollten.