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EGW-Soundtrack

Vol. 1

Die Musik über alles lieben, heißt unglücklich sein.

Paul Klee, schweizerischer Grafiker und Maler, geb. 1879

(Gutzitiert, 2022)

 

Mit diesem Zitat wird ein neues und uns hoffentlich lang erhaltenes Format des Ikarus ins Leben gerufen, der EGW-Soundtrack: Algorithmen halten uns immer stärker in Filterblasen gefangen, weswegen wir versuchen, euch und uns gegenseitig individuelle Kultur näher zu bringen. Wir werden ab sofort als Autoren eigene Playlists auf dem Spotify-Account „ikarusztg“ veröffentlichen und einzelne Werke und Künstler daraus näher betrachten sowie vorstellen. Zusätzlich wird es basierend auf euren Vorschlägen auf Instagram eine Playlist geben, die (hoffentlich), den Musikgeschmack des Gymnasiums abbildet, mehr dazu später. Nun erst einmal die Playlisten der Autoren:

 

Ein Hinweis für Eltern: Die Inhalte der Playlist sind womöglich explizit und schrecken nicht vor der Verwendung von Kraftausdrücken sowie der Kundgebung von starken Meinungen zurück. Auch wenn der Ikarus sich bemüht, problematische Textpassagen zu kommentieren, folgt trotzdem die Bitte: Passen Sie auf, was Ihr Kind mit Medien macht, danke.

 

Hermanns Playlist  "Absolut Unhörbar"

„Absolut unhörbar“ ist weder Chill- noch Partyplaylist, sie soll keine gewisse Stimmung erzeugen, vielmehr ging es mir bei der Erstellung darum, euch und Ihnen gewisse musikalische Fundstücke näherzubringen, ein „Lost and Found“ für die Ohren.

Zunächst möchte ich ein paar Worte über Faber verlieren: Faber, ein Musiker aus Zürich, ist anders: Als ich ihn und seine Band das erste Mal hörte, war ich, nun ja, gelinde gesagt überfordert. Zum einen lässt sich seine Musik wahnsinnig schwer einordnen, etwas zwischen Indie, Folk, Pop und Jazz: Hier trifft Gitarre auf Posaune, Klavier, Schlagzeug, Mandoline, … - die Liste scheint unendlich. Zum anderen überraschte mich die hip-hop-artig direkten Texte: Ähnlich wie z.B. Alligatoah oder K.I.Z arbeitet Faber in vielen seiner Werke mit satirischen, ironischen, parodistischen und provokativen Elementen, allerdings eher unkömödiantisch. Seine Texte handeln oft von lasterhaften, machistischen Männern in Machtpositionen, deren Fehler und moralisches Versagen durch Übertreibungen, meist aus der Ich-Perspektive aufgezeigt werden, frei nach dem Motto:

„Kunst darf dir ins Gesicht schlagen. Kunst soll nicht eindeutig sein. Du sollst dich hinterfragen. Kunst soll nicht nur Unterhaltung sein. Meine Musik soll nicht nur Spaß machen, sie soll auch wehtun.“

Doch Faber sollte auch nicht unkritisch gesehen werden: Im Song „Das Boot ist voll“ thematisiert er fabertypisch Fremdenhass, indem er in der Strophe paraphrasiert Fremdenhass wiedergibt, den er zunehmend während der Strophe und im Refrain kritisch kommentiert. So weit, so gut. Allerdings lauteten die Zeilen des Refrains

„Besorgter Bürger, ja ich besorg's dir auch gleich
Wenn sich 2019, 33 wieder einschleicht
Wenn Menschlickeit und Verstand deiner Wut weicht
Besorgter Bürger, ja ich besorg's dir auch gleich“

anders, sie waren getränkt von Vergewaltigungsfantasien gegenüber der Gewalt, was für mein Befinden zu verurteilen ist, denn Feuer kann man nicht mit Feuer bekämpfen. Faber änderte nach Veröffentlichung des Werkes die Zeilen zum Obengenannten ab, gab aber als Begründung an, dass nach „so wichtigen Strophen“ kein Refrain mit sexuellem Inhalt folgen sollte. Ob er sich der schnellen Kritik gebeugt hat oder ob das tatsächlich der Grund für die Änderung ist, bleibt uns verwehrt. Es zeigt aber, dass man Künstler nicht voreingenommen als positiv oder negativ einkategorisieren sollte. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns ebenso wenig vor kritischen, wenn auch grenzgängerischen Inhalten nicht verschließen. Faber Gehört zu solchen Grenzerfahrungen, wer dafür bereit ist, dem wünsche ich viel Spaß beim Hören.

 

Quellen: