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Oberstufe – Was ist das?

Wir alle besuchen genau aus einem Grund diese Einrichtung. Oder besser gesagt: Ein Gymnasium. Logischerweise möchten wir unser Abitur machen. Dafür muss man in Sachsen 12 Jahre lang zur Schule gehen. Doch diese 12 Jahre verbringen wir nicht auf einer Schule, nicht in einer Klasse. Jeder besuchte erst die Grundschule und ist dann auf direktem oder indirektem Weg an das EGW gelangt. Die 6 Jahre Schule von der 5. bis zur 10. Klasse bilden den größten Teil eurer schulischen Ausbildung und markiert für viele das Ende ihrer Schulzeit. Warum bleiben wir nun 2 Jahre länger? Und vor allem – was erwartet uns nach der 10. Klasse? Einige mögen bereits eine Ahnung haben, da sie mit älteren Geschwistern oder ihren Eltern über die sog. Oberstufe geredet haben. Dies war vor einigen Jahren auch bei mir der Fall, doch konnte ich mir kaum ein Bild davon machen, wie es in der 11. und 12. Klasse zugeht. Deshalb habe ich mich dazu entschieden euch ein kleines „Insight“ über die Oberstufe zu geben, damit ihr euch selbst bestmöglich auf die zwei wichtigsten Jahre eurer Schullaufbahn vorbereiten könnt.

Bereits in der 10. Klasse wird man mit den bevorstehenden Veränderungen konfrontiert und aufgefordert sog. „Kurse“ zu wählen. Dies geschieht traditionell am Ende bzw. zum Start des Kalenderjahres. Jeder Schüler, der die 10. Klasse auf einem Gymnasium besucht muss sich dieser Wahl unterziehen. Ab der 11. Klasse herrscht nämlich nicht mehr das „normale Klassensystem“, sondern Leistungs- und Grundkurse. Ein Leistungskurs ist vergleichbar mit einem Hauptfach in der Sek 1 (Unterstufe, 5. - 10.). In diesem habt ihr mehr Stunden/Woche, schreibt mehr Klausuren und müsst eine schriftliche Abiturprüfung ablegen. Außerdem müssen alle 4 Halbjahre eingebracht werden – dazu später mehr. Bei euren Leistungskurswahlen habt ihr allerdings keine freie Auswahl aus allen Fächern. Der erste Leistungskurs (LK) ist wählbar zwischen Mathe oder Deutsch. Hierbei solltet ihr euch gut überlegen, was ihr wählt, da dieser Kurs maßgeblich für eure Abiturnote verantwortlich ist. Für viele Schüler ist es die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Soweit ich das beurteilen kann, sollte jeder Schüler, der eine gewisse Gabe und Interesse an Mathe hat auch diesen LK belegen. Es besteht durchaus die Möglichkeit mit 14 NP(1) oder 15 NP(1+) abzuschließen. Solltet ihr in Mathe allerdings bereits in der 10. Klasse (oder vorher) Probleme haben, rate ich euch Deutsch zu belegen,

selbst wenn ihr auch in Deutsch Probleme habt. Der Unterschied zwischen Mathe-LK und GK ist nämlich deutlich größer als bei Deutsch. Allerdings ist es in Deutsch auch durchaus schwerer besonders gute Noten zu bekommen. Am Ende müsst aber ihr wissen, wie ihr wählt, doch berücksichtigt, dass ihr unabhängig von eurer Wahl trotzdem beide Kurse belegen MÜSST. Der zweite LK ist mehr oder weniger frei wählbar und sollte ein Fach sein, für welches ihr eine gewisse Leidenschaft habt bzw. in dem ihr eure Stärken seht. Zusätzlich wählt ihr weitere 10 Grundkurse, in denen ihr jeweils 2 Stunden pro Woche verbringt. Eure Mitschüler werden also von Kurs zu Kurs wechseln, weshalb ihr eure Wahl nicht von euren Freunden abhängig machen solltet – ihr werdet ohnehin nicht jeden Kurs zusammen haben. Außerdem empfehle ich, sich Gedanken über Astronomie (Astro) zu machen. Astro kann entweder Geo oder GRW ersetzen, macht viel Spaß und wird eurem Abiturschnitt gut tun ;).

Eine weitere Änderung bildet das Notensystem. Während ihr bis zur 10. Klasse von 1- 6 benotet werdet, bekommt ihr ab der 11. Klasse Notenpunkte (NP) von 0-15. Dabei entsprechen 15 NP einer 1+, 14 NP einer 1, 13 NP einer 1- usw.. Um eine Arbeit zu bestehen, benötigt ihr mindestens 5 NP.

Solltet ihr in einer Leistungskontrolle oder Klausur einmal „unterpunkten“ (Weniger als 5NP) ist das noch nicht weiter schlimm. „Schlimm“ wird es erst wenn ihr auf einem Zeugnis (Halb- und Ganzjahreszeugnis) „unterpunktet“. Solltet ihr nämlich mehr als 8-mal „unterpunkten“ werdet ihr nicht zum Abi zugelassen. Diese Zahl wirkt nicht besonders hoch, ist aber durchaus leicht zu vermeiden. Also macht euch deswegen keine Sorgen, versucht nur auch nicht unnötiger weise weniger als 5 NP zu erreichen. Eine „Unterpunktung“ in einem eurer LK zählt außerdem doppelt.

Allerdings wird nicht jede Note in eure Abi-Note einfließen. Ihr könnt euch in der 12. Klasse nämlich entscheiden, welche Halbjahre ihr einbringen möchtet. Es zählen nur jene Halbjahresnoten, welche ihr mit einbringt. Das heißt ein „nichteingebrachtes unterpunktetes“ Halbjahr zählt nicht in mit in die 8 „Unterpunktungen“ ein. Doch was hat es mit diesem Einbringen auf sich? Grundsätzlich setzt sich eure Abi-Note aus den Noten der Halbjahre und den Noten eurer Abi-Prüfung zusammen. In den Fächern, in denen ihr eine Prüfung am Ende der 12. Klasse ablegt, müsst ihr alle 4 Halbjahre der Oberstufe mit einbringen – sprich alle Halbjahresnoten werden miteinander und mit der Note der Abi-Prüfung verrechnet. Dies sind insgesamt 5 Fächer. Für alle anderen Fächer gibt es einen Schlüssel, wie viele Halbjahre ihr einbringen könnt bzw. müsst. So müssen beispielsweise 8 Halbjahre aus Naturwissenschaften eingebracht werden (Bio, Chemie, Physik). Habt ihr eines dieser Fächer abgewählt, so müsst ihr alle Halbjahre der zwei verbleibenden Naturwissenschaften einbringen. Doch dazu werdet ihr, wenn es so weit ist auch noch einmal beraten.

Ein weiterer kleiner Unterschied ist die Zusammensetzung eurer Note. Pro Halbjahr schreibt ihr in jedem Grundkurs eine Klausur und in jedem Leistungskurs Zwei. Eine Klausur ist dabei so etwas wie eine Klassenarbeit. Diese Klausuren sind jeweils für 50% eurer Halbjahresnote verantwortlich. In den Leistungskursen wird der Durchschnitt der Klausuren ausgerechnet, welcher dann zu 50% in eure Note einfließt. Die restlichen 50% werden aus LK´s, Vorträgen und anderen Noten zusammengesetzt. Dabei werdet ihr jedes Halbjahr „auf 0 gesetzt“. Eure Noten aus dem einen Halbjahr beeinflussen also nicht die eines anderen.

Ein weiterer großer Punkt ist die sog. Facharbeit. Diese müssen alle Schüler in Sachsen schreiben. Anfang der 11. Klasse werdet ihr darüber unterrichtet und die Vorgehensweise erläutert. Grundsätzlich ist die Facharbeit nichts anderes als eine komplexe Leistung über mehrere Monate, welche ihr abgebt und verteidigt (vor der Klasse vortragt). Dies geschieht in der Regel in der 11/2 (2. Halbjahr der 11. Klasse) oder in der 12/1 (1. Halbjahr der 12.). In dem Halbjahr, in dem ihr eure Facharbeit verteidigt, fließt deren Note als Klausurnote in das jeweilige Fach mit ein. Ihr seid selber dafür verantwortlich einen Lehrer zu finden bei dem ihr eure Facharbeit abgebt (muss kein Lehrer sein, den ihr im Unterricht habt). Wichtig dabei ist, dass unsere Lehrer angehalten sind, lediglich 3 Facharbeiten anzunehmen – wer also zuerst kommt, malt zuerst. Für die Wahl des Faches gibt es zwei Ansätze. Entweder ihr schreibt sie in einem Fach, in dem ihr euch verbessern wollt und gebt euch viel Mühe oder ihr könnt die Facharbeit in einem Fach und über ein Thema halten, welches euch Spaß macht bzw. Interessiert. Dies fällt den meisten in der Regel deutlich einfacher, kann euch allerdings meistens auch wenig verbessern in dem jeweiligen Fach. Für welche Methode ihr euch entscheidet bleibt euch überlassen – doch behaltet im Hinterkopf, dass ihr wahrscheinlich mehr als 20 Stunden an eurer Facharbeit sitzt und das Ganze nicht schöner wird, wenn ihr ein Thema habt bei dem ihr euch schwertut.

Dies sind alle grundlegenden organisatorischen Änderungen in der Oberstufe. Hinzu kommen noch uninteressante Sachen wie Fehlen bei LK´s oder Krankheit, doch das werdet ihr zu Beginn der Oberstufe ausführlich erklärt bekommen. Ganz grundsätzlich gehen allerdings die alten Klassenstrukturen etwas verloren. Da man in der Oberstufe keinen eigenen Klassenraum mehr hat, dient die Mensa als Aufenthaltsort, in welchem sich alle Schüler vermischen. Zusätzlich werdet ihr planmäßige Freistunden haben, welche ihr frei gestalten könnt (z.B. Lernen, Hausaufgaben, Schlafen, zu Penny oder zum Döner, mit Mitschülern quatschen usw.). Allgemein werdet ihr ein wenige „freier“ sein in der Oberstufe. Die Lehrer sind nicht ständig hinter allem hinterher und es wird erwartet, dass ihr euch weitestgehend selbst organisiert. In meinen Augen ist das allerdings eine positive Veränderung. Wenn ihr eine Hausaufgabe nicht machen wollt, macht ihr sie eben nicht, auch wenn ich dazu natürlich nicht raten kann. Hinzu kommt, dass euer Verhältnis zu den Lehrern anders sein wird. Man ist in der 11. Klasse kein Kind mehr und so wird man auch behandelt. Da gehört auch dazu, dass ihr solltet ihr mal fehlen, selbständig das Verpasste nachholt.

Außerdem wird das Unterrichtsniveau im Verhältnis zu den vorhergehenden Schuljahren angezogen. Ihr habt in der Oberstufe einfach weniger Zeit für mehr Stoff. Aber keine Sorge: Die Lehrer sind bereit euch zu helfen – auch außerhalb der Unterrichtszeiten. Zusätzlich werden alle Grundlagen am Anfang des Jahres wiederholt (z.B. in Mathe, Funktionsgleichungen). Also selbst, wenn ihr die letzten Jahre gepennt habt, habt ihr die Möglichkeit, alles nötige Wissen für euer Abi anzusammeln.

Abschließend bleibt zu sagen, dass zu Beginn der 11. Klasse eine Klassenfahrt nach Weimar stattfindet. Diese aber auch die „normale“ Schulzeit, rate ich euch zu genießen. Ja, manchmal hängt einem die Schule zum Hals raus, aber so ist das Leben und die meisten Menschen, die ich kenne, welche ihr Abitur gemacht haben, meinten, es sei die beste Zeit ihres Lebens gewesen. Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel ein wenig Licht ins Dunkel bringen und evtl. auch der ein oder anderen der Person die Angst – denn auch wenn Oberstufe nach viel Arbeit und Mühe aussieht : Ihr seid in der 11. Klasse 16/17 Jahre alt und dazu in der Lage das von euch geforderte mit Leichtigkeit zu erfüllen. Das Einzige was ihr wirklich tun solltet, ist aufpassen im Unterricht – damit habt ihr euer Abi fast schon sicher.

Euer Fred